Von Agilität zur Selbstorganisation: Die Evolution der Softwareentwicklung
- Thomas Rottloff

- 1. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Erinnerst du dich noch an die Zeiten, in denen Softwareprojekte wie ein Glücksspiel wirkten? Ich selbst habe es in den Nuller-Jahren noch erlebt: Projekte wurden mittels Wasserfall-Ansatz geplant und waren jedes Mal ein Wagnis. Auftraggeber wollten nach der Abklärung ein Fertigstellungsdatum, worauf Entwicklerinnen und Entwickler meist ohne jede Grundlage eine Schätzung abgeben mussten. Endlose Pflichtenhefte, starre Pläne, verspätete Releases. Häufig war Mehrarbeit nötig, was ein schlechtes Licht auf die Professionalität von Entwicklern geworfen hat.

Zum Glück hat die Branche daraus gelernt. Heute arbeiten wir agiler, professioneller und zunehmend selbstorganisiert. Doch wie kam es zu diesem Wandel? Und was bedeutet er für Teams in der Softwareentwicklung? Schauen wir gemeinsam auf die drei großen Schritte der Evolution: Agiles Manifest, Software Craftsmanship und Selbstorganisation und was du daraus für dein Team lernen kannst.
Das Agile Manifest oder “Start small, think big”
2001 kam das Agile Manifest wie ein Befreiungsschlag. Eine Gruppe von Entwicklern formulierte in einem Ski-Resort das Manifesto for Agile Software Development, das alles Bekannte radikal infrage stellte. Statt alles im Voraus wissen zu müssen, setzten Entwicklerinnen und Entwickler jetzt auf kurze Iterationen, Feedback-Schleifen und kontinuierliches Lernen.
Frameworks wie Scrum stellten einen handfesten Werkzeugkoffer für den ersten Einsatz. Es bietet einen agilen Mechanismus, der Fortschritt sowohl sicht- als auch messbar macht und Risiken für alle Parteien kalkulierbarer. Der hippe Begriff "Agile" war auf einmal der Weg hin zu einer realistischen, lernenden Zusammenarbeit zwischen allen Steakholdern innerhalb einer Organisation. Unternehmen konnten endlich flexibler auf veränderte Anforderungen reagieren.
Mit “Software Craftsmanship” zu mehr Autonomie und Professionalität
Agiles Arbeiten allein sollte aber nicht reichen. Die Craftsmanship-Bewegung (später inklusiv "Software Crafter") stellte die Haltung der Softwareentwicklerinnen und Softwareentwickler selbst in den Vordergrund. Es ging nicht länger nur darum, wie Projekte gesteuert werden, sondern darum, wie man als Profi arbeitet:
Clean Code statt unsauberer Kompromisse
Hohe Testabdeckung statt Blindflug
Passgenaue Lösungen statt Einheitsware
Qualität rückte ins Zentrum der Arbeit. Die Craftswomen und Craftsmen verstanden sich als verantwortungsvolle Fachleute, die ihr Handwerk ernst nahmen und auch in schwierigen Situationen für gute Lösungen einstanden. Damit verschob sich das Gewicht: Wer Software entwickelte, war nicht mehr nur „Umsetzer“, sondern brachte eine klare Haltung und eigene Entscheidungskompetenz ein.
Selbstorganisation sprengt die letzten Fesseln
Wenn Prozesse agil und das Handwerk professionell sind, bleibt die Frage: Wie organisieren wir uns als Ganzes? Die Antwort finden wir in den Ideen zu Reinventing Organizations von Frederic Laloux: Selbstorganisation! Hier wird die Verantwortung nicht mehr nach außen abgegeben, sondern dort getragen, wo das Wissen und die Kompetenz liegen: Bei den Menschen, die die Arbeit tun!
Für die Craftswomen und Craftsmen bedeutet das: Die Gewissenhaftigkeit und Eigenverantwortung, die sie ohnehin schon innehaben, finden nun ihren Platz in einer Organisationsform, die genau darauf aufbaut. Ob es um Ressourcen geht oder um strategische Planung: Entscheidungen entstehen im Team, auf Augenhöhe und in direkter Verantwortung.
Der Wandelpfad: Drei Phasen der Transformation
Wir bei Tantive lesen die Entwicklungslinie so:
Agiles Manifest → befreit uns von starren Plänen.
Craftsmanship → befreit uns von Beliebigkeit und mangelnder Professionalität.
Selbstorganisation → Verantwortung wird vollumfänglich selbst und im Team getragen.
Selbstorganisation. Quo Vadis?
Mit dem Erscheinen von Reinventing Organizations stellte sich vielen in der Branche die Frage: Wie lässt sich diese neue Philosophie in der Software-Beratung konkret umsetzen? (Nicht) Ganz einfach: Es ist ein evolutionärer Prozess! Viele Organisationen bewegen sich aktuell zwischen Phase eins und zwei und suchen nach dem richtigen Weg. Wir bei Tantive setzen einen Fuß vor den anderen. Auch wir sind dabei noch auf einer Reise, aber die Theorie der Selbstorganisation lässt sich definitiv in die Praxis umsetzen!
Selbstorganisation ist einfach die logische Fortsetzung dessen, was wir seit zwei Jahrzehnten lernen: Nachhaltige Softwareentwicklung funktioniert nur, wenn Verantwortung dort getragen wird, wo sie entsteht. Die Zukunft gehört Teams, die Verantwortung ganzheitlich übernehmen, weil sie damit nicht nur schneller und flexibler sind, sondern auch bessere Software entwickeln!
Wenn du erfahren möchtest, wie selbstorganisierte Teams bei Tantive arbeiten und welche Vorteile das für deine Projekte bringt: Lass uns sprechen!

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