Bored of Directors? Laterale Führung bei Tantive
- Ronja Dörr

- 29. Okt.
- 3 Min. Lesezeit
Wir arbeiten ohne klassische Hierarchien. Kein Chefsessel, keine top-down Kultur. Entscheidungen werden da getroffen, wo das Wissen sitzt und nicht von oben delegiert. Aber wie verhindern wir Chaos, wenn alle mitreden dürfen? Und wer sagt uns eigentlich wo’s lang geht? Wir setzen auf laterale Führung innerhalb der Crew: eine Form der Führung, die auf Augenhöhe passiert.

Was genau bedeutet "Laterale Führung"?
Laterale Führung heißt: „Führung von der Seite“, statt “top-down". Entscheidungen werden durch Überzeugung, Expertise und Beziehungsgestaltung herbeigeführt. Einfluss entsteht durch Vertrauen, Kompetenz und gutes Gespür für Kommunikation. Laterale Führungskräfte müssen sich Anerkennung erarbeiten. Wir können uns nicht auf einen “Titel” berufen. Vertrauen und Integrität sind die Grundlage.
Keine Chefs? Kein Problem!
Unsere Crew organisiert sich selbst in drei Teams von etwa 10 Mitgliedern, die Führungsaufgaben gemeinsam und situativ übernehmen. Das bedeutet: Führung wird nicht dauerhaft einer Person zugeschrieben, sondern entsteht je nach Thema und Kompetenz. Oder auch dadurch, dass sich jemand berufen fühlt bei einem Thema einzugreifen und anzupacken.
„Plötzlich besteht die ganze Firma aus Führungskräften. Viele Menschen übernehmen Mini-Führungsaufgaben. Das ist eine riesige Chance für Verantwortungsteilung, aber auch eine Herausforderung, weil viele sich erstmal in diese Rolle finden müssen.“ Jennifer Düngfelder, Head of HR
Laterale Führung stärkt bei Tantive:
Transparenz: Alle wissen mehr über die Zusammenhänge und den Status des Unternehmens.
Verantwortungsbewusstsein: Jede:r erlebt direkt, wie sich das eigene Handeln auswirkt – auch wirtschaftlich.
Zusammenhalt: Teams führen sich gegenseitig, unterstützen einander und suchen gemeinsam Lösungen.
Laterale Führung ist ein dynamisches Zusammenspiel, geprägt von situativen Rollen, wechselnden Verantwortlichkeiten und dem stetigen Aufbau von Beziehungen. Sie ist nicht immer sichtbar, keine Dauerrolle für Einzelne und vor allem nicht erzwingbar!
Verständigung, Vertrauen und Macht: Die drei Säulen lateraler Führung
Ohne Vertrauen keine Führung auf Augenhöhe! Wir setzen auf psychologische Sicherheit, aktives Zuhören und Offenheit. Vertrauen bedeutet, dass wir die Kompetenzen und Absichten anderer respektieren, selbst wenn es mal knirscht. In der lateralen Führung führt, wer gerade die größte Kompetenz für das Thema hat. Das erfordert Selbstkenntnis und Reflexion und den Mut, Führung auch wieder abzugeben.
Im Gegensatz zur klassischen, hierarchischen Führung entsteht Macht in der lateralen Führung nicht durch eine formale Position. Stattdessen speist sie sich aus anderen Quellen: aus Expertise, Integrität, Charisma oder auch der Fähigkeit, Informationen klug zu steuern.
„Laterale Führung heißt: Einfluss durch Kompetenz. Nicht weil ich die längste Berufserfahrung habe oder die größte Macht, sondern weil ich für das Thema die beste Lösung bieten kann.“ Sebastian Kraus, Agile Coach
Kommunikation ist das Schmiermittel lateraler Führung. Ohne klare Worte, Feedback und das Teilen von Erwartungen und Ergebnissen entstehen Missverständnisse und Unsicherheiten.

So funktioniert laterale Führung im Tantive-Alltag
Unsere Teams übernehmen Führungsaufgaben situativ:
Wer ein Thema hat (z. B. Feedback einholen), übernimmt zunächst selbst Verantwortung und organisiert sich Unterstützung.
Andere aus dem Team springen je nach Bedarf ein: Sie moderieren Feedbackgespräche, koordinieren Aufgaben oder begleiten Entscheidungsprozesse.
Und wenn das Thema erledigt ist? Dann wird die Führungsrolle zurückgelegt: wie ein Staffelstab im Teamlauf.
So entstehen organische Führungsstrukturen, die flexibel auf Aufgaben, Projekte und Herausforderungen reagieren. Laterale Führung ist dabei kein exklusives Modell für hierarchiefreie Unternehmen. Sie kann auch klassische Führung sinnvoll ergänzen z. B. in Matrixorganisationen oder Projekten. Laterale Führung ist eine wertvolle Ergänzung, weil nicht jede Führungskraft alle fachlichen Themen abdecken kann. Agile Teams sind ein gutes Beispiel dafür, wie laterale Führung auch in Hierarchien funktioniert.
Mikroebene: Nur wer sich selbst kennt, kann andere führen!
Diese Form der Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn alle Beteiligten über eine gewisse Seniorität verfügen. Es braucht Erfahrung, Souveränität und ein gewisses Maß an Reife, um sich in dieser Führungslogik sicher zu bewegen. Denn laterale Führung erfordert viel Eigenverantwortung, auch in der persönlichen Entwicklung. Der erste Schritt ist, sich selbst zu führen. Ich muss meine Bedürfnisse selbst kommunizieren. Es gibt keine Führungskraft mehr, die für mich sorgt. Ich muss es selbst tun. Wer sich selbst kennt, weiß, wo er oder sie führen kann und wo nicht.
Alles in allem ist und bleibt laterale Führung ein Lernprozess. Wir stolpern manchmal, diskutieren viel, aber vor allem lernen wir täglich dazu.



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